Der erste fiese Typ by AUTOR

Der erste fiese Typ by AUTOR

Autor:AUTOR [AUTOR]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: xxx-x-xxx-xxxxx-x
Herausgeber: Kiepenheuer & Witsch Verlag
veröffentlicht: 2015-08-18T16:00:00+00:00


Mit ihren natürlichen Kurven hätte sie eigentlich eine Bilderbuchschwangere abgeben sollen, aber jetzt fielen mir vor allem ihr etwas zu großes Kinn und ihre plumpen Bewegungen auf. Zusammen mit ihrem hervorstehenden Bauch entstand ein merkwürdiges, fast sonderbares Bild. Je schwangerer sie wurde, desto weniger Ähnlichkeit hatte sie mit einer Frau. Wenn wir zusammen in der Öffentlichkeit waren, achtete ich darauf, ob die Leute zusammenzuckten oder sie komisch ansahen. Aber anscheinend war ich die Einzige, die es sehen konnte.

»›Siebzehnte Woche‹«, las ich vor. »›Ihr Baby setzt in dieser Woche Körperfett an (willkommen im Club!) und entwickelt seine ganz persönlichen Fingerabdrücke.‹« Es war schwer zu sagen, ob sie zuhörte. »Also, diese Woche Fett und Fingerabdrücke«, fasste ich zusammen. Sie zog eine Schnecke vom Couchtisch ab und gab sie mir. Ich warf sie in den Eimer mit Deckel, der neben der Eingangstür stand; Rick sammelte sie.

»Dein Baby wiegt circa hundertfünfzig Gramm und ist ungefähr so groß wie eine Zwiebel. Soll ich dir auch den ›Tipp von unseren Leserinnen‹ vorlesen?«

Sie zuckte mit den Achseln.

»›Ein Tipp von unseren Leserinnen: Sie brauchen kein Geld für teure Umstandskleidung auszugeben: Leihen Sie sich einfach ein paar Hemden von Ihrem Mann!‹«

Sie sah hinunter auf ihren Bauch. Er sah aus wie ein Bierbauch, der sich unter ihrem Top hervorwölbte.

»Ich habe eins, das ich dir borgen könnte.«

Clee folgte mir zu meinem Schrank. Die Sachen darin waren alle sauber, aber sie hatten einen öligen, intimen Geruch, der mir vorher noch nie aufgefallen war. Sie schob die Bügel hin und her. Plötzlich zog sie ein langes grünes Cordkleid heraus und hielt es hoch.

»Das ist das Lesbenkleid«, sagte sie.

Das Kleid, das ich bei meinem Date mit Mark Kwon getragen hatte, Kates Dad. Sie hatte es entsetzlich schnell gefunden. Es hatte lange Ärmel und vorn lauter kleine Knöpfe, die über die gesamte Länge gingen, vom Saum des wadenlangen Rocks bis hinauf zum Stehkragen. Dreißig oder vierzig Stück.

»Das passt dir bestimmt noch.«

»Ich glaube nicht.« Eine ältere, adlige Frau mit weißem Haar und echten Perlenohrringen hätte darin vielleicht elegant ausgesehen. Jeder, der jünger oder ärmer war, sah darin aus wie eine Soldatin aus einem dieser Länder, in denen Frauen mit Maschinengewehren bewaffnet sind. Ich zog mein gestreiftes Männerhemd heraus. Sie nahm es mit ins Bad, aber als sie wieder rauskam, trug sie immer noch ihr Top.

»Ist nicht mein Stil«, sagte sie und gab es mir zurück.

»Fühlt es sich natürlich für dich an?«, fragte ich. »Schwanger zu sein?«

»Es ist was ganz Natürliches«, sagte sie. »Der Medizinbetrieb macht daraus was Unnatürliches.«

Ihre Freundin Kelly hatte zu Hause in der Badewanne entbunden. Ihre Freundin Desia ebenfalls. Es gab in Ojai eine ganze Gruppe von Mädchen, die ihre Babys über eine christliche Organisation namens Philomena Family Services zur Adoption freigegeben hatten. Allesamt Hausgeburten mithilfe von Hebammen.

»Aber hier in L. A. sind die Krankenhäuser wirklich gut, du brauchst das wirklich nicht so zu machen.«

»Und du brauchst mir nicht zu erzählen, was ich brauche und was nicht«, sagte sie und verengte die Augen. Für einen kurzen Moment dachte ich, sie würde mich gegen die Wand drücken.



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